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Mit den Augen eines mittealterlichen Pilgers
Die Straße der Romanik durch die Alpen



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Regie: Lucio Rosa

Dauer: 58'

© Studio Film TV
© Rai - Sender Bozen

Um das Jahr 1200, also in der romanischen Stilepoche, erlebte die Wandmalerei dank idealer geschichtlich-kultureller Voraussetzungen eine außerordentliche Blüte. Nach der großen Zeit der Völkerwanderung kam nun ganz Europa durch die Kreuzzüge und Pilgerreisen erneut in Bewegung. Es wurden unzählige Reiserouten angelegt, die auch Tausende von Kilometern lang sein konnten und die entlegensten Örtlichkeiten miteinander verbanden.
Die religiöse Kultur blühte, die Anzahl der Klöster stieg auf ein Vielfaches. Entlang der meistbegangenen Routen entstanden Pilgerstätten und "Hospize", um den zahlenmäßig anwachsenden Pilgern eine Unterkunft zu bieten. Diese Männer, die mit Mantel, breitkrempigem Hut, um die Hüfte gehängter Pilgertasche und einem langen Stock mit eiserner Zwinge ausgerüstet waren, empfanden eine überaus starke Berufung zum Pilgern. Es waren Männer, die etwas so Wichtiges erstrebten, dass sie sich von der eigenen Geschichte losrissen und etwas von ihrem eigenen Ich hinter sich ließen. Das Endziel war natürlich Jerusalem. Venedig war die am besten dafür gerüstete Stadt, um Pilger aufzunehmen und Schiffe für die lange Reise auszurüsten. Der Vinschgau war ein Durchgangskorridor für jene Pilger, die von Norddeutschland kommend Richtung Lagunenstadt unterwegs waren. Die Pilgerreisen wurden sozusagen ein Massenphänomen und bezeugten die zunehmende Religiosität der damaligen Gesellschaft. Dies führte zu einem immer höheren Stellenwert der Andachtsbilder. In den Klöstern, den Kirchen, auch den kleinsten, bescheidensten, in den Dorfkapellen kam es zu einer Entfaltung der bildenden Künste. Wandmalereien mit ihrem erzählerischen Reichtum, der Fröhlichkeit und dem Glanz ihrer Farben und ihrer Feierlichkeit stellten eine Ausdrucksform zum Lobe der Herrlichkeit Gottes dar. In der filmischen Erzählung wird uns ein "Pilger aus der Zeit um das Jahr 1200" auf einer Reise durch den Vinschgau begleiten, auf welcher Stätten der Kunst und des Glaubens wiederentdeckt werden sollen.

Außer auf den romanischen Fresken verweilt unsere Aufmerksamkeit auf einigen Wandmalereien aus karolingischer Zeit (um 800), wie jenen von St. Johann in Müstair, einem im Jahr 800 gegründeten Kloster, das zwar auf Schweizer Gebiet liegt, aber geographisch und kulturell zum Obervinschgau gehört, und jenen von St.Benedikt in Mals. Im Laufe der Erzählung kommt es zu zeitübergreifenden Begegnungen des "Pilgers" mit einem Kunsthistoriker der uns gewissermaßen als Führer dient und auch dem Zuschauer des Films jene Hinweise gibt, die der Interpretation der Malereien dienen und über Bedeutungen, Werte, Beweggründe, Rechtfertigungen dieser Kunstgalerie von unermesslichem geschichtlichem und künstlerischem Wert aufklären.

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