Drehbuch und Regie: Lucio Rosa
Wissenschaftliche Beratung und Text: Hanns-Paul Ties
Dauer: 46’
Fassung in deutscher Sprache
Leonhard Scherhauff war das Haupt der produktivsten im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts in der Bischofsstadt Brixen tätigen Maler- und Bildhauerwerkstatt. Leonhards "Kunstfabrik" schuf zahllose Freskenzyklen in Kirchen und Kapellen des Fürstbistums, vor allem im Eisack- und Pustertal, sowie zahlreiche, heute weitgehend fragmentierte Flügelaltäre. Als "Hofmaler" des Nikolaus Cusanus, des berühmtesten Brixner Bischofs, schuf Leonhard die – verlorenen – Fresken sowie den heute in Wien bzw. Budapest verwahrten Hochaltar des Brixner Domes. Im Auftrag der Domherren überzog er deren "Grabräume" im Kreuzgang mit komplexen typologischen Bilderfolgen. Obgleich er sich – durch blockhafte Figuren und eckige Falten – dem "Schweren Stil" der 1440er Jahre anpasste, hat Leonhard das Erbe des "Weichen", idealisierenden "Stils" böhmisch-österreichischer Herkunft niemals abgelegt: Dies zeigen die lieblichen Gesichter, die prunkvollen, perlengesäumten Gewänder sowie die märchenhafte, von Schönheit und Würde geprägte Grundstimmung, die seine Werke kennzeichnet. Der Film gerät zur Begegnung mit zentralen Bildthemen und mit den vielfältigen Funktionen, welche Kunstwerke im Rahmen des christlichen Kults des Spätmittelalters erfüllten.
